
Der November ist da und für viele von uns ist das wenig Grund zur Freude. Die Sonne hat sich für Monate verabschiedet, an ihrer Stelle ist die Dunkelheit eingezogen. Mit im Gepäck: Kälte, Nässe und Matsch. Grün, Gelb und Rot gehen, das Grau kommt. Die Leichtigkeit des Sommers ist nun endgültig Vergangenheit, wir müssen uns und die Kinder quälend an die Zeitumstellung gewöhnen. Alles ist ein wenig dunkler, schwerer. Gespräche mit FreundInnen und Bekannten bestätigen es mir:
der November und die Monate, die folgen, sind für uns große Menschen oft kein Zuckerschlecken.
Während die Kinder noch genüßlich an ihren Halloween-Süßigkeiten lutschen und sich laternenschwingend einen neuen Vorrat an Zuckerkram ersingen, sacken nicht wenige Mütter und Väter ab November ein wenig in sich zusammen. Trübes Wetter und trübe Aussichten können uns ganz schön aufs Gemüt schlagen. Mindestens jeder zweite Deutsche fühlt sich hin und wieder träge und angeschlagen:
der Winterblues stimmt sein melancholischen Lied an.


Ich selbst habe in den vergangenen Jahren tatsächlich recht stark gelitten unter diesem Blues. Meine Stimmung rasselte im mit Novemberbeginn verlässlich in den Keller, ich fühlte mich antriebslos und nicht selten sogar traurig – ohne den Grund zu kennen. Aber: über den Austausch mit FreundInnen und langen Recherchen habe ich herausgefunden, dass es Möglichkeiten gibt, diesem Tief entgegenzutreten.
Grundsätzlich ist gegen schlechte Stimmung und zeitweise Energielosigkeit nichts einzuwenden, beide gehören zum Leben dazu und dürfen auch sein. Aber wenn wir das Gefühl bekommen, dass es uns zuviel wird, können wir einiges tun, um unsere Stimmung wieder zu heben (bitte beachtet, dass ich hier ausdrücklich nicht von einer Form von klinischer Depression spreche. Depression ist eine anerkannte Krankheit und muss im Rahmen einer ärztlichen Behandlung angegangen werden). Ich mag dieses Jahr nicht wieder in dieses Loch fallen und probiere mich durch die kleinen Tricks, die ich bei Gesprächen und Recherchen gesammelt habe. Vielleicht mögt ihr mitprobieren?

Bewegung, Tageslicht und frische Luft
sind wahre Stimmungsbooster. Ich versuche in der letzten Zeit, möglichst viel frische Luft und Tageslicht zu tanken und dabei in Bewegung zu sein, um Glückshormone auszuschütten. Dem Wetter zu trotzen und einfach rauszugehen. Es gibt ja Regenschirme und Gummistiefel.
Seit ein paar Monaten gehe ich mehrfach die Woche mit meinem Mann laufen. Wir machen das Abends, wenn die Kinder im Bett sind. In den letzten Wochen haben wir das wegen ein paar handwerklichen Projekten schleifen lassen, aber gerade im November starten wir wieder durch. Es ist dann natürlich bereits dunkel und auf das Tageslicht müssen wir dabei verzichten, aber dafür baue ich tagsüber mal einen kleinen Spaziergang ein oder begleite die Kinder öfter zum Spielplatz. Das, was wir schaffen ohne uns zu stressen, ist gut genug.

Schmusen, Kuscheln, Körperkontakt
finden wir nach einem Spaziergang an der kalten Luft doppelt so schön, weil wir uns gegenseitig wärmen können. Wenn Menschen sich berühren, nehmen Stress und Ängste ab und positive Gefühle entstehen. Ich kuschele mich gerne mit den Kindern unter eine flauschige Decke und lese ihnen vor oder wir verkrümeln uns in das wunderhübsche Tipi. Darin ist es auf der süßen Regenbogenmatte nicht nur supergemütlich, sondern zu dritt auch sehr kuschelig. Die Mädis kochen mir eine Spielzeugtasse Tee und wir verstecken uns Arm in Arm vor den fiesen Monstern, die vor der Tipitür lauern. Wenn das Monster sich dann mal wieder als unsere Katze entpuppt und wir die schnurrende Dame mit Streicheleinheiten verwöhnen, haben wir spielend einen großen Batzen auf unser Gute-Gefühle-Konto eingezahlt.

Lachen, lachen, lachen
Wir sollten uns nicht zu guter Laune zwingen, alle Gefühle sind berechtigt und dürfen sein. Nur so können wir mental gesund bleiben. Aber wir können versuchen, wenigstens ein paar Mal am Tag zu lachen, als kleine Starthilfe für Entspannung und das Loswerden schwerer Gedanken. Manchmal reicht es, sich ab und an selber im Spiegel anzulächeln. So komisch sich das anfühlt: Körper und Geist bilden eine untrennbare Symbiose. Wenn wir lächeln wirkt sich unmittelbar auf unseren geistigen Zustand aus. Was bei mir auch gut funktioniert, ist Quatsch mit den Kindern zu machen und mit Ihnen gemeinsam zu lachen, das stärkt nebenbei auch noch das Gemeinschaftsgefühl. Wir kitzeln uns einfach gegenseitig oder machen Grimassen, das reicht schon.


Uns mit guten Menschen umgeben
Uns mit Menschen zu umgeben, die wir mögen und von denen wir uns akzeptiert und gemocht fühlen, tut meiner Erfahrung nach der Seele nicht nur wahnsinnig gut, es stärkt sie sogar für Krisenzeiten. Seit ich Mutter geworden bin, haben sich viele meiner Freundschaften verflüchtigt, ich hatte physisch sowie emotional so intensiv mit meinen Kindern und der Familie zu tun, dass ich gute Freundinnen hinten an gestellt habe. Einfach weil ich nicht alles unter diesen viel zu kleinen Hut bekommen habe.
Nun aber, besonders nach den letzten anderthalb Pandemie-Jahren, bin ich persönlich sehr hungrig nach guttuenden sozialen Kontakten. In den letzten Monaten habe ich damit begonnen, alte Freundschaften wieder aufzubauen und neue zu knüpfen und merke, wie sehr ich die alten sowie neue tolle Frauen in meinem Leben vermisst habe. Einige davon habe ich in den letzten Wochen bereits getroffen und mir ein gutes soziales Polster aufgetankt. In den kommenden Wochen steht noch ein Essen mit einer alten sehr geschätzten Freundin an und ein Kaffeedate mit einer lieben Bekannten, die ich ebenfalls lange nicht mehr gesehen habe, ist auch bereits im Kalender eingetragen.
Angenehme Gesellschaft ohne Konkurrenz und Sticheleien sowie gute Gespräche mit guten Menschen tragen uns durch die dunkelsten Zeiten. Wir müssen uns ganz bewusst Zeit dafür nehmen.

Tanzen, singen und Farbe ins Leben bringen
Singen und tanzen setzen Glückshormone frei, ist das nicht klasse? Wie gut, dass ich zwei kleine sehr sing- und tanzwillige Mädchen habe, mit denen ich täglich über’s Wohnzimmerparkett wirbele. Ab und an nehme ich mir auch ganz alleine meine Lieblingsmusik und tanze einfach drauflos. Zudem helfen Farben in Haus und Kleiderschrank, unsere Stimmung zu heben. What? Für mich ein fantastischer Vorwand, schon zeitig mit der Weihnachtsdekoration anzufangen und das Haus in roten Tönen erstrahlen zu lassen.

Dankbar sein und sich gönnen können
Je besser wir für uns selber sorgen, desto besser sind wir gegen Verstimmungen geschützt. Ein toller Trick, sich mit wenig Aufwand vor Augen zu führen, was alles gut ist an unserem Leben, ist ein Dankbarkeitstagebuch. Ich habe mir eine App runtergeladen, in der ich täglich kurz festhalte, was schön an einem Tag war und wofür ich dankbar bin. So verhindere ich, es für selbstverständlich zu nehmen, dass meine Familie und ich gesund, bestens versorgt und in Sicherheit sind. Auch hier gilt: natürlich dürfen wir unser Leben auch mal scheiße finden obwohl ziemlich privilegiert sind. Doch die guten Dinge bewusst in den Fokus zu rücken, ist eine Riesenhilfe, sich die Balance des Lebens immer wieder vor Augen zu führen.
Zudem stärkt es unsere Resilienz, wenn wir uns mit gutem Gewissen selber gönnen können. Als Mütter denken wir ständig an das Wohl unserer Kinder, und das ist auch nötig und ok. Aber wenn wir ab und an auch einfach nur mal an uns denken und das ganz ohne schlechtes Gewissen, sondern mit einem guten Gefühl, dann machen wir uns selber und den kleinen und großen Menschen um uns herum ein großes Geschenk.
Ich bin dankbar für euch, die ihr hier lest, was ich so ins Netz schreibe. Und ich gönne es mir immer wieder, trotz tausend anderer und mir manchmal wichtiger erscheinenden Aufgaben immer wieder hier zu schreiben. Nur für mich, weil ich es liebe.