Unser Sommer ist da. Ich schaue aus dem Fenster des gemächlich dahin ratternden Rasenden Roland und betrachte die wellenförmige Landschaft. Die schnaufende Dampflok, befördert schwitzende Touristen durch den südöstlichen Teil von Rügen, die sich ein kleines nostalgisch anmutendes Urlaubsabenteuer erhoffen. So auch wir, die Kinder lieben Dampflokomotiven wie das anständige Kinder nun mal tun und so sitzen wir jetzt hier. Hinter der Scheibe erspähe ich (mal wieder) graue Wolken. Wir haben ziemlich viele von ihnen gesehen in den letzten zweieinhalb Wochen, Sommer ist hier an einigen Tagen nur technisch gesehen. Es kommt mir vor, als wäre er stets bemüht, unermüdlich schickt er auf’s Neue die Sonne vor, überlegt es sich aber wiederholt anders und beordert sie wieder zurück. So richtig glänzen kann er nicht in diesem 2020. Als hätte Corona selbst ihn ausgebremst.
Wir versuchen es tapfer zu nehmen, lassen uns nur in den ersten paar Tagen von Wolken und immer wiederkehrendem Regen beirren und ziehen uns alle in die Sauna unseres Ferienhauses zurück. Wir grollen diesem Herrn Sommer ein wenig, als wir endlich seit ewig langen Zeiten wieder das Meer sehen, aber nicht in die Fluten springen können, weil das Wasser von oben kommt und die Lufttemperatur uns eher einen wiederholten Saunabesuch empfiehlt.
Aber das Wetter fängt sich, der Sommer legt zwei Gänge zu, wir erwischen immer wieder gute Tage, an denen wir im Sand lümmeln und in die Weite der Ostsee starren. In das glasklare Wasser springen, waten, schwimmen, den aufblasbaren Wassertieren keine Erholungspause gönnen. Unsere Handtücher mit viel zu schnell schmelzender Eiscreme vollkleckern, Sandburgen bauen und uns gegenseitig bis zum Hals einbuddeln. In unseren Strohhüten am Wassersaum entlang flanieren, Quallen beobachten, nach Fischen keschern. Wir lassen uns treiben, auf dem Wasser und durch die Zeit. Kommen richtig runter und entschleunigen bis zum Schneckentempo.
Wir machen die Dampflokfahrt von Göhren nach Binz in eben diesem Tempo, bestaunen die erhabene Schönheit der mondänen Seebäder, können uns an der verspielten, blütenweißen Bäderarchitektur nicht satt sehen. Immer wieder geht es hoch hinaus in diesen ungewöhnlichen Urlaubstagen während bewegter Zeiten: auf den Baumwipfelpfad mit Blick über die endlos wogende Ostsee und den gemächlichen Bodden, auf einen der Leuchttürme von Kap Arkona, einem der sonnenreichsten Orte Deutschlands und auf den Königsstuhl, majestätisch thronend über der berühmten Kreideküste.
Rügen wird für uns die Weiße Insel – ein perfekter Mix aus Kultur und Natur, mit ihrer reinweißen, vor Eleganz strotzenden Bäderarchitektur der traditionsreichen Seebäder und den schneeweiß in der Sonne leuchtenden Kreidefelsen, die uns mit ihrer geballten Schönheit und völliger Selbstverständlichkeit die unnachahmlichen Skills von Muddi Nature vorführen.
Wir haben viel gesehen und viel erlebt am Ende dieser sechzehn Tage. Wir haben gelacht, geweint, gestritten, gekuschelt. Alles wie immer. Alles anders.
Sommerblues.
Rügen ist echt super! Süß wie deine kleine da Spielen. Das sah doch trotzt dieser Zeit sehr erholsam aus :) Danke für den tollen Blog, eben entdeckt, ich ließ mich mal weiter durch.
Danke liebe Constanze, ich freue mich sehr dass dir mein Blog gefällt! Viel Spaß beim Lesen!