Endlich Schulkind? ° Versuche nicht, ein erfolgreicher Mensch zu werden, sondern ein wertvoller

Skandinavischer Mama-, DIY- und Wohn-Blog

 

Juhu, ich bin mit diesem Text nominiert für den scoyo ELTERN! Blog Award 2018 und würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr für mich abstimmen würdet! Ihr könnt auch etwas gewinnen, schaut mal:

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Bevor es losgeht: du hast keine Zeit oder Lust zu lesen? Dann lass mich dir diesen Beitrag einfach als Podcast vorlesen. Viel Spaß! 

 

Seit gestern haben wir ein Schulkind. Unser Sohn hat die Einschulungsfeier und den ersten richtigen Schultag gut gemeistert und ich habe es geschafft, keine Tränen zu vergießen und ihn ziehen zu lassen. Aufrecht und sehr sehr stolz. Darauf, dass er sich bei der Feier zu den anderen Kindern gesetzt hat und am ersten Schultag mit seiner Lehrerin in die Klasse gegangen ist, ohne sich an mir festzuklammern.

Mein Sohn ist ein sehr sensibles Kind, eines das auf Gefühle acht gibt, das gerne für sich ist und sich in seine wunderbaren Fantasiewelten zurückzieht. Wettbewerb und Raufen gehören zu einem Jungenleben irgendwie wohl immer dazu, aber allzu oft hält er sich nicht in dieser Welt auf. Lieber geht er den Dingen auf den Grund, vertieft sich in Gedanken und Experimenten, erforscht die Welt und wie sie funktioniert. Oder er verbringt einen halben Nachmittag damit, sich ganze Parallelwelten auszudenken. Bis ins kleinste Detail wird alles festgelegt. Alle Mitglieder seiner imaginären Familie haben einen Namen, ein Alter und einen Beruf. Er ist ein phantasievoller, sanfter Junge, der ungern im Mittelpunkt steht. Er braucht viel Nähe zu uns, kann aber auch viel Zeit mit sich selbst verbringen. Er spielt gerne mit seinen Freunden und sucht Kontakt zu ihnen, er hat aber auch nie ein Problem damit, mit sich selbst zufrieden zu sein. Seine Phantasie und Kreativität scheinen schier grenzenlos.

 

 

„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ ° Albert Einstein

 

Nun ist er ein Schulkind und ich sehe der Sache mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich denke, es wird ihm guttun, im Klassenverband zu lernen und all die Dinge, die ihn schon lange sehr interessieren, mit anderen Kindern im Austausch zu erfahren. Andererseits stehe ich unserem Schulsystem etwas skeptisch gegenüber. Denn es funktioniert grösstenteils oft noch nach dem alten preußischen Prinzip und dieses sieht eine Uniformierung aller Schüler vor. Die wichtigen Fächer sind vor allem Mathe und Naturwissenschaften, alle anderen eher „weicher Kokolores“. In der Berufswelt zählt ein Banker mehr als ein Bäcker, ein Kaufmann mehr als ein Künstler, ein Elektroingenieur mehr als ein Erzieher. Mir gefällt das nicht.

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„Jeder ist ein Genie. Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben lang denken, er sei dumm.“ ° Albert Einstein

 

Ich denke, jeder Einzelne von uns hat seine individuellen Gaben und Talente und keines dieser Talente sollte mehr oder weniger wert sein als eines der anderen. Besonders Kinder wie mein Sohn, die sehr autonom und kreativ sind, fallen da schnell aus dem Raster. Mir geht es gar nicht darum, meinen Sohn auf eine Negativschiene zu beweinen, auf der er noch gar nicht gelandet ist. Denn vielleicht wird er ja ein Mathe-Ass oder – was bei seinen jetzigen Interessen wahrscheinlich ist – ein guter Schüler in den Naturwissenschaften. Und ist damit auf der „sicheren Seite“ in unserer Gesellschaft und ihrer Berufswelt. Aber ich wünsche mir für meine und alle Kinder, dass sie sie selbst sein können, ohne fürchten zu müssen, dadurch weniger wert zu sein, ganz egal was sie gut können oder eben nicht. Dass sie ihre Vorlieben und Talente pflegen und hegen können und sich frei entfalten können. Dass sie nicht gezwungen werden, sich unnötig Dingen widmen zu müssen, die von der Gesellschaft und vom Schulsystem als wertvoller als ihre ureigenen Interessen angesehen werden. Und dass sie letztlich Respekt lernen gegenüber Anderen, die anders sind als sie.

 

 

„Versuche nicht, ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu werden“ ° Albert Einstein

 

Mir behagt es nicht, dass unsere Kinder mit dem Eintritt in die Schule eine Welt des Leistungsdrucks betreten. Es mag klein anfangen, aber es spielt von Anfang an eine Rolle. Sie werden benotet dafür, wie gut sie Informationen abspeichern und ohne Kreativität wiederkäuen können. Und diese Noten entscheiden dann über ihren weiteren Weg und über ihre Stellung in der Rangordnung unserer Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass meine Kinder lernen, dass jeder Mensch wertvoll ist, völlig unabhängig von seinen Talenten, seinen Noten, seinem Beruf und seinem Einkommen. Insofern widerspreche ich dem klugen Herrn Einstein, aber ich denke im Kern meinen wir das Gleiche. Respekt, Mitgefühl und Toleranz sollten unser Kompass sein. Ich hoffe sehr, dass mein Sohn hauptsächlich das aus der Schule mitnimmt.

Was sind eure Gedanken dazu? Fühlt ihr euch wohl mit unserem Schulsystem und unserer Gesellschaft? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung!

Bleibt wie ihr seid, so seid ihr genau richtig,

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Dies ist mein Beitrag zum Scoyo-ELTERN-Blogaward 2018 zum Thema „Schule & Förderung: Was hilft Kindern wirklich?“ 

 

 

 

14 Kommentare

  1. Ein wundervoller Text, den ich sehr gut nachempfinden kann. Mein Großer ist jetzt in der 3. Klasse und ebenfalls sehr sensibel. Das heutige Schulsystem ist immernoch veraltet und nicht geeignet für Kinder, die nicht der 08/15 Norm entsprechen. Das macht mich oft traurig und dennoch, mein Großer schafft es irgendwie. Er steht mittendrin im Schulalltag und packt es. Mal weniger motiviert als ich es mir wünschen würde, aber er macht es. Er wächst, innerlich udn das berührt mich immer wieder total. Ich würde wetten, dass es dir in wenigen Monaten ebenso geht. Bleib weiterhin so offen und entspannt, denn so bist du die beste Stütze für deinen Sohn!
    Alles Liebe,
    Sandy

    1. Liebe Sandy,

      ich danke dir sehr.

      Ich freue mich aufrichtig, dass es dein Großer trotz aller Herausforderungen schafft und kann deinen Stolz nachvollziehen.

      Es ist dir wahrscheinlich untergegangen, aber der Text ist bereits ein Jahr alt und mein Sohn hatte heute seinen ersten Schultag in der zweiten Klasse. Leider haben sich meine Ängste bestätigt, man kennt seine Kinder manchmal einfach doch zu gut, als dass es total überraschend total anders kommt.

      Schule ist bei ihm (und uns mittlerweile auch) ein ziemlich negativ konnotiertes Thema. Mein Sohn wird leider nicht an seinen Stärken gemessen, sondern viel zu sehr an seinen Schwächen. Aber es war schon ein großer Grund zur Freude, dass er sich nach den Ferien wieder ein wenig auf die Schule gefreut hat. Wir schauen jetzt mal, wie es dieses Jahr läuft, manchmal fehlen auch einfach die entscheidenen Entwicklungsschritte.

      Ganz liebe Grüße und ich gebe mir weiterhin große Mühe mit dem Entspanntsein ;-)
      Barbara

  2. Hallo – mich haben deine Gedanken zur Einschulung deines Sohnes sehr berührt. Ich wünsche dir, dass du dir deine gelassene Haltung lange bewahren kannst – auch dem Schulsystem gegenüber. Als Lehrerin und Lerncoach erlebe ich häufig, dass der Druck nicht immer systemimmanent sondern der Sorge entspringt, das Kind könnte irgendwie abgehängt werden.
    Lernen passiert. Wir müssen die Kinder nur lassen und ihnen auch zugestehen, dass sie sich die Welt in ihrem eigenen Tempo erschließen.

    Als Mama eines „Pubertiers“ kann ich sagen, dass es Phasen gibt, wo das gar nicht so leicht ist – aber ich übe täglich.

    Alles Liebe und eine entspannte Schulzeit deiner Familie!

    Nicole

    1. Liebe Nicole,

      danke für deinen Kommentar. Es ist sehr interessant das aus der Sicht einer Lehrerin zu hören. Du hast absolut recht mit dem Punkt, dass der Druck auch von den Eltern kommt. Das habe ich eigentlich auch ausdrücken wollen, wenn ich von der Gesellschaft spreche. Denn wir sind ja alle Teil unserer Gesellschaft. Eltern lassen sich sehr häufig schnell verunsichern und meinen, ihr Kind müsse da irgendwie mithalten, genauso wie du sagst.
      Bisher habe ich mich im Kindergarten gut gegen den allgemeinen Förderwahn wehren können, ich bin auch sehr gespannt, wie es weiter läuft. Ich persönlich habe kein Problem gegen den Wind zu wehen, ich war immer schon ein eigensinniger Kopf. Aber ich weiß nicht genau wie es für meinen Sohn wird, denn durch eine solche Haltung macht man das Kind leider auch immer ein Stück zum Außenseiter. Das ist er jetzt schon dadurch dass er eines der wenigen Kinder ist, die den Nachmittag nicht mit den anderen in der Nachmittagsbetreuung verbringt, sondern nach Hause geht.
      Ich beobachte das und hoffe dass ich es immer schaffe auf diesem schmalen Grat zu bleiben, auf dem ich zu meinen Überzeugungen stehen kann, mein Kind dadurch nicht zu sehr ausgrenze.

      Du hast es sehr schön gesagt mit dem Lernen, so sehe ich das auch.

      Danke für deine Wünsche, dir wünsche ich auch viele Nerven und Geduld für die Pubertätsphase.

      Deine Barbara

  3. Liebe Barbara,
    ein sehr sehr schöner Beitrag der mir sogar feuchte Augen beschert hat.
    Ich habe mittlerweile mein Drittes und letztes Kind eingeschult und blicke auch sehr skeptisch auf das Schulsystem, den Leistungsdruck und muss dennoch sagen ich habe bei keinem meiner drei Kinder jemals erlebt dass sie unter Druck gesetzt wurden.
    Natürlich verlangen die Lehrer eine gewisse Leistung aber es war nie so dass ich zu Hause mit gestressten Kindern saß und diese nicht mehr wussten wann sie einmal Freizeit haben werden. Und meine beiden großen gehen bereits aufs Gymnasium.
    Es kommt sicherlich schwer auf die Schule an und den einzelnen Lehrer, ABER, wir haben bisher immer ganz viele verständnisvolle Lehrer gehabt, die ebenfalls wissen, dass jedes Kind anders ist, das nicht ein System für alle passt.
    Mein Mittlerer ist auch ein ganz eigener Typ und so habe ich mich mit dem Lehrer zusammen gesetzt und überlegt wie wir es für ihn passend machen…
    Vielleicht sind wir ein Paradebeispiel dafür wie toll es gehen kann und haben einfach nie negative Erfahrungen gemacht (zum Glück) und es gibt sie sicherlich die Kinder die total unter Druck stehen, aber ich glaube fest daran wenn man zu Hause den Druck raus nimmt und den Kindern vermittelt was wichtig ist (und möglichst viele „1er“ gehören da sicherlich nicht zu) dann bekommt man das schon hin…wie gesagt, ich gehe von uns aus! ;-)
    ‚Ich wünsche dir und deinem Sohn, dass es mindestens genau so toll funktioniert wie bei uns und viele schöne Erfahrungen in der Schule!
    Liebe Grüße

    1. Liebe J.D.,

      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Es freut mich persönlich sehr für euch, dass deine Kinder nur wenig Leistungsdruck in der Schule erleben und du Ihnen auch keinen machst. Ich denke, dass ist wirklich das Wichtigste, dass wir Eltern gelassen bleiben und unsere Kinder „in Ruhe lassen“.

      „Das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht“ ist eine universelle Wahrheit, die viele nicht zu kennen scheinen. Ich hoffe sehr, dass meine Kinder ebenso gute Lehrer haben werden wie deine und dass sie sich auch auf ihrem Weg über die Schule hinaus für ihren eigenen Weg entscheiden, nicht einen, der gesellschaftlich geachtet ist. Für mich wäre es völlig in Ordnung wenn meine Kinder Pfleger, Bäcker oder Müllmänner würden statt Akademiker. Solange es sie wirklich glücklich macht, macht es mich als Mutter auch glücklich.

      Ganz liebe Grüße und hoffentlich auf bald,
      Barbara

  4. Nein, mir behagt unser Schulsystem und der Leistungsgedanke in unserer Gesellschaft überhaupt nicht ! Du hast hast das so toll beschrieben, wie es sei sollte !
    Dabei kam mir der Gedanke, wenn es so wäre, wie du beschrieben hast, gäbe es auch nicht so viele „Helikoptereltern“. Mich regt das immer auf, wenn verlangt wird, dass Eltern von Kindern, die z.B. eine Leseschwäche haben, entspannter sein sollen. Wie denn ? In dieser Gesellschaft, in der nur Menschen mit mindestens Abitur was wert sind. In der schon in der Grundschule ausgesiebt wird ( spätestens ab der 3. Klasse) und in der Gymnasiasten (die zukünftigen „Eliten“) mit Hauptschülern nichts zu tun haben wollen, diese womöglich verspotten. In der Eltern verhindern können, dass Kinder bis zur 7. Klasse zusammen unterrichtet werden können.
    Das macht mich so wütend und traurig !
    LG
    Barbara

    1. Hallo liebe Namensvetterin,

      danke für deinen Kommentar.
      Du hast recht, ich kann nachvollziehen, dass es schwer ist, entspannt zu bleiben, wenn das Kind „durchs Raster fällt“. Da wird so viel Druck aufgebaut, auf die Kinder UND auf die Eltern. Ich denke mir aber immer, letztendlich ist es doch so: ich bin ein einzelner kleiner Mensch und ich kann nicht die ganze Welt ändern. Aber was ich tun kann, ist meine eigene Sicht auf die Dinge zu ändern und zu meiner Sicht zu stehen. Es ist oft sehr schwer, das stimmt, aber ich denke (und hoffe) dass es sich am Ende lohnt. Denn letzten Endes bin nur ich für mein Leben (und das meiner noch kleinen Kinder, das ändert sich natürlich wenn sie größer werden) verantwortlich. Wie siehst du das?

      Ganz liebe Grüße!
      Die andere Barbara

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