„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“

Die großartige Frau Brüllen fragt an jedem 5. eines Monats: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Nun, wenn sie das wirklich wissen will, biddeschön.

Mamablog

Das habe ich heute gemacht

Schlecht geschlafen. Morgens zu viel mit den Kindern gemotzt. Lange gearbeitet. Mich durch neue Aufgaben gequält, die keinerlei Spaß machen. Mit den Kindern Spaghetti gegessen. Die Einführungsversammlung für die zukünftigen Erstklässlereltern besucht.

Das habe ich heute gesehen

Die schwarze Nachbarskatze, die mir morgens fast vor das Auto gelaufen ist. Eine Kindergartengruppe mit orangenen Cappies. Viele Exceltabellen voller Zahlen. Sehr viele aufgeregte Mütter und Väter, die, wie ich, bald ein Schulkind haben. Ein Zitat vom Philosophen Rumi: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“

Das habe ich heute gefühlt

Ich habe mich kurz blöd gefühlt. Weil ich auf der Einführungsversammlung die einzige Mutter war, die nicht aufgezeigt hat, als es darum ging, wer einen OGS-Platz für sein Kind beantragt hat. Und daraufhin von einigen Müttern ganz schön doof angeschaut wurde. Ich fühlte mich wie eine Außenseiterin, verloren auf einem einsamen Posten, in meinen Motiven missverstanden. Andererseits fühlte ich aber stark, dass ich niemals auf mein Leben zurück blicken und denken werde, dass ich zu wenig Zeit mit meinen Kindern verbracht habe. Daraufhin fühlte ich mich glücklich.

Das habe ich heute gedacht

Ich marschiere zu meiner eigenen Trommel und ich finde jeder sollte dasselbe tun. Ich würde nie von jemandem verlangen sich an meinen persönlichen Takt anzupassen oder an den von jemand anderem. Ich will mich nicht blöd fühlen, nur weil ich nicht dasselbe mag, was jeder andere zu mögen vorgibt. Ich will mein Leben leben, wie ich es für richtig halte. Ich möchte meine Kinder erziehen, wie ich es für richtig halte. Sich einzugestehen, dass vieles von dem, was als Usus gilt, für einen selbst nicht passt, erfordert meiner Meinung nach viel Nachdenken, Suchen und hoffentlich auch Finden.

Dafür bin ich heute dankbar 

Ich bin dankbar dafür, dass ich in einem Land lebe, in dem ich weitestgehend frei in meinen Entscheidungen bin. Ich bin dankbar dafür, dass ich immer wieder den Mut finde mein Leben auf meine eigene Weise zu leben, auch wenn es mich viel Kraft kostet. Ich bin dankbar dafür, dass ich es immer öfter schaffe meinen Ängsten ins Gesicht zu schauen und mitten hinein zu gehen, ohne umkehren.

4 Kommentare

  1. Hallo liebe Barbara
    Was ist denn ein OGS-Platz?
    Ich finde es toll, dass du auch deinen Weg gehst und deinen Takt nimmst und nicht nach anderen lebst! Das erfordert in der Tat viel Mut und RÜCKGRAT. Aber letztendlich macht es einen glücklich(er).
    Ich bin zum Beispiel froh, dass ich mich zusammen mit meinem Mann dafür entschieden habe, dass ich für die Kinder zu Hause bin, bis sie in den Kindergarten kommen. Erst wenn unsere zweite Maus dann in den Kindergarten kommt werde ich dann wieder in die Berufswelt zurückkehren. Wenn es mit allem vereinbar ist. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns das so leisten können. Ich weiß,dass es nicht selbstverständlich ist.

    Herzliche Grüße
    Deine Christine 😘

    1. Hallo liebe Christine,

      damit ist Ganztagsschule gemeint. Also zusätzliche Betreuung der Kinder nach der offiziellen Schulzeit. Da unser Sohn sehr sensibel ist und viel Zeit für sich braucht, haben wir uns gegen die Ganztagsschule entschieden. Das war keine einfache Entscheidung, denn das bedeutet, dass ich meinen Teilzeitjob aufgeben muss, weil ich es sonst unmöglich schaffen würde, den kleinen Mann um 11.20 Uhr abzuholen. Wir werden den Gürtel sicherlich enger schnallen müssen, aber uns ist das Wohlergehen unserer Kinder in letzter Konsequenz einfach wichtiger. Natürlich haben wir das Damoklesschwert der ausfallenden Rente und anderer sozialer und gesellschaftlicher Benachteiligung dabei vor Augen und es hat uns viel Mut gekostet diese Entscheidung zu treffen. Nicht zuletzt wäre es sicherlich leichter mit einem größeren finanziellen Rahmen ausgestattet zu sein. Aber ich denke es ist ein großer Unterschied zwischen „wir können uns das nicht leisten“ (weil wir es mit einem Gehalt nicht schaffen, bis zum Ende des Monats gute und gesunde Mahlzeiten für die Familie auf den Tisch zu bringen) oder „wir wollen uns das nicht leisten“ (weil wir nicht auf regelmäßige Shoppingtouren oder unseren alljährlichen Hotelurlaub nicht verzichten mögen). Es ist oftmals eine Frage der Prioritäten und die Entscheidung steht jedem frei. Wir für unseren Teil können es nicht verantworten unsere Ängste auf dem Rücken unserer Kinder auszutragen. Wir haben sie ungefragt in diese Welt gesetzt und wir sind jetzt dafür verantwortlich, uns angemessen und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend um sie zu kümmern. Ich denke dabei immer an das Zitat „Unser Alltag ist ihre Kindheit“ und versuche mir das immer vor Augen zu halten bei meinen Entscheidungen.

      Hab eine schöne Zeit mit deinen Mäusen, sie ist einzigartig und kommt nie wieder. Aber das weißt du ja selber, liebe Christine ;-)

      Grüße zurück!
      Barbara

      1. Liebe Barbara
        Ich danke dir für diese wunderbaren Worte und bin da so sehr bei dir! Und ein Applaus für die Entscheidung zum Wohl eurer Kinder.
        Ich bin so froh, dass es wieder viel mehr Eltern gibt, die sich so entscheiden!
        Mich macht es daher immer wütend,wenn die Politik es so darstellt, als würden alle Frauen/Eltern ihre Kinder lieber in eine Betreuung abgeben und Vollzeit arbeiten, als sich selbst um ihre Kinder zu kümmern… Das hat für mich nämlich nichts mit veralteten Rollenbildern zu tun! Schlimm, wenn veraltete Politiker das aber so sehen…

        Herzlichst
        Deine Christine

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