Hebammen sind gold wert. Das weiß ich seit der Geburt meines zweiten Kindes.
Ich möchte sagen, dass ich als Mensch, als Frau und als werdende Mutter völlig untergegangen bin
Aber kurz zurückgespult. Die Perlenmama fragt uns Mamabloggerinnen danach, wie für uns eine Geburt ohne Hebamme gewesen wäre und ich meine ich kann das für mich ziemlich genau beantworten. Denn meine erste Geburt fand praktisch ohne die persönliche Begleitung einer Hebamme statt und hat mich traumarisiert zurückgelassen. Ich hatte mir eine dieser großen Vorzeige-Kliniken für die Geburt ausgesucht und völlig ignoriert, dass diese nicht nur sehr überfüllt sein können, sondern auch sehr profitorientiert arbeiten. Einige Tage vor dem errechnetem Geburtstermin kam es zu Komplikationen beim Babysohn. Meine Frauenärztin und die Ärzte an der Klinik zeigten sich besorgt und verordneten dem kleinen Mann und mir eine klare Frist. Wenn er sich bis dahin nicht selbst auf den Weg gemacht hätte, würde die Geburt eingeleitet werden. So nahm alles seinen Lauf. Bis zur Frist passierte nichts, ich wurde stationär aufgenommen und bekam Einleitungtabletten. Ich möchte an dieser Stelle keinen detailgenauen Geburtsbericht verfassen. Aber ich möchte sagen, dass ich in diesem überfüllten Kreissaal mit ständig wechselnden und gestressten Hebammen als Mensch, als Frau und als werdende Mutter völlig untergegangen bin.
Ich fühlte mich allein, verängstigt und vollkommen verunsichert
Aufgrund der vielen gleichzeitigen Geburten blieb eine persönliche Begleitung durch eine erfahrene Hebamme bei mir aus. Keine der Geburtsbegleiterinnen nahm sich einen Moment für mich. Ich fühlte mich allein, verängstigt und vollkommen verunsichert. Niemand hatte die Zeit mich aufzuklären, was mit meinem Baby los war und wie die nächsten Schritte aussehen sollten. Keiner zeigte Mitgefühl für meine Schmerzen (und es waren außerordentliche Schmerzen, die diese künstlich eingeleiteten Wehen bei mir ausgelöst hatten, das weiß ich jetzt im Vergleich mit meiner zweiten Geburt sehr genau). Keiner sprach mir Mut zu. Außer mein Mann. Aber der ist nun mal kein erfahrener Geburtshelfer und ich spürte, dass auch er sehr verunsichert war, was nicht sehr hilfreich war. Sorry, Schatz, aber das hat dann doch ein anderes Gewicht.
Ich hatte jegliche Selbstbestimmtheit und Menschenwürde an der Tür zu diesem Kreissaal abgegeben
Im Laufe der Geburt, die wie so viele eingeleitete Geburten sehr langsam und sehr quälend verlief wurde ich barsch angefahren, abgewiesen, ohne meine Zustimmung medikamentös behandelt. Nach einer langen durchquälten Nacht und einem Gefühl, völlig die Kontrolle über meinen Körper und den Geburtsvorgang verloren zu haben, endete die Geburt schließlich in einer Sectio – auf Drängen der Ärzte. Ich hatte jegliche Selbstbestimmtheit und Menschenwürde an der Tür zu diesem Kreissaal abgegeben. Ich bin sicher, das alles hätte einen anderen Verlauf nehmen können, hätte ich eine erfahrene und fürsorgliche Geburtshelferin an meiner Seite gehabt. Natürlich kann man immer sagen (oder sich sagen lassen): „Hauptsache das Kind ist gesund!“. Darüber sind der Mann und ich auch mehr als glücklich. Dass es die moderne Medizin und das heutige Fachwissen der Ärzte ermöglicht haben, dass unser Sohn jetzt fast sechs und bald ein Schulkind ist.
Aber ich frage mich, ob ich die Sectio überhaupt gebraucht hätte, wenn mich eine Hebamme bei Geburtsbeginn an die Hand genommen und mich auf diesem Weg ermutigt und mir Selbstsicherheit gegeben hätte
Wenn sie da gewesen wäre, jede meiner Fragen geduldig, ruhig und ausführlich beantwortet hätte. Wenn sie mich auf Augenhöhe behandelt und meine Ängste und Sorgen Ernst genommen hätte. Wenn sie Verständnis und Mitgefühl für meine sehr persönlichen Schmerzen gehabt und mir Mut zugesprochen hätte. Wenn sie mir ihre Hand gereicht hätte bei einer besonders schlimmen Wehe und ich sie drücken dürfte so fest wie ich es brauchte, und ich so viel und so laut schreien oder fluchen dürfte, wie es mir in dem Moment gut täte. Wenn sie mich getröstet hätte mit ein paar aufrichtigen warmen Worten. Die mir aufrichtig ins Gesicht gesagt hätte, dass die Geburt eines Kindes ein harter Kampf ist für eine Frau, aber dass es ihn zu kämpfen lohnt für dieses kleine Menschenwesen und noch viel mehr für mich selber.
Meine Tochter auf die Welt gebracht habe ich ganz alleine. Selbstbestimmt und in Würde
Denn so habe ich meine zweite Geburt, die Geburt meiner kleinen Tochter erlebt. Ich bin bewusst in ein kleines Krankenhaus gegangen, in dem die Hebammen sich nicht einer Masse von Gebärenden gegenübersehen und in der noch Zeit für eine persönliche Begleitung bleibt. Ich hatte keine Beleghebamme und es waren zwei verschiedene Frauen, die mich – bedingt durch den Schichtwechsel – durch die Geburt getragen haben. Sie waren auch beide völlig unterschiedliche Persönlichkeiten und ich glaube auch nicht, dass sich zwischen mir und einer von den Beiden eine Freundschaft entwickelt hätte. Aber das spielte keine Rolle. Denn während einiger unglaublich harter Stunden in meinem Leben als Frau waren diese anderen beiden Frauen für mich da. Sie haben nicht viel getan, äußerlich besehen. Sie warfen lediglich eine Hand, ein paar beruhigende und aufmunternde Worte sowie ihre Gelassenheit in den Ring.
Meine Tochter auf die Welt gebracht habe ich ganz alleine. Selbstbestimmt und in Würde. Das wäre bestimmt nicht so gelaufen #ohnehebamme.
Wir Frauen brauchen unsere Hebammen, wir brauchen sie zahlreich und gut ausgeruht, denn „Immer mehr Frauen kommen traumatisiert von ihren Geburten zurück, weil sie aufgrund überarbeiteter Geburtshelfer eine Interventionskaskade sondergleichen oder sogar Gewalt unter der Geburt erleben mussten.“ Lest selbst diesen beeindruckenden Brandbrief an die Kanzlerin und andere Verantwortliche.
Was habt ihr ihr für Erlebnisse mit euren Hebammen gemacht? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir davon in den Kommentaren erzählt.
Danke für’s mitlesen!
Eure Barbara
Toller Text, den ich auch gleich mal meiner Hebamme weitergeleitet habe 👍🏻😊😘
❤️liche Grüße
Deine Christine
Danke, das Thema liegt mir auch wirklich sehr am Herzen.
Hab ein schönes Wochenende, liebe Christine!